Ausbildung für Behinderte

Behinderten Jugendlichen steht die Berufswahl bei der Ausbildungssuche generell völlig frei. Nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerkerverordnung (HwO) haben Menschen mit Handicap den Anspruch in jedem anerkannten Ausbildungsberuf ausgebildet zu werden. Je nach Art der Behinderung gelten jedoch unterschiedliche Ausbildungsregeln, falls gewisse Tätigkeiten aufgrund der Schwere der Behinderung nicht ausgeführt werden können. Es gibt daher auch auf spezielle Bedürfnisse zugeschnittene Berufe für Behinderte. Über die normalen Ausbildungsbetriebe hinaus gibt es zudem Ausbildungseinrichtungen für Menschen mit Behinderung, die meist unter Förderung der Agentur für Arbeit stehen. Wenn eine Vermittlung in einen Ausbildungsbetrieb durch die Bundesagentur für Arbeit nicht erfolgreich ist, gibt es dank dieser Einrichtungen (WfbM) eine weitere Option behinderten Menschen eine außerbetriebliche Ausbildung zu ermöglichen.

Ausbildung mit Behinderung und viele Fragen?

Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz für Behinderte ergeben sich für Eltern und behinderte Kinder viele Fragen, die sich auf die berufliche Zukunft beziehen:

  • Welche Unternehmen und Einrichtungen bieten Ausbildungsplätze für Behinderte an?
  • Wie kann die Berufswahl erleichter werden?
  • Welche Ausbildungen werden behinderten Jugendlichen angeboten?
  • Gibt es Fördermaßnahmen und Förderangebote für behinderte Jugendlich auf Ausbildungssuche?
  • Welche Hilfe bietet die Bundesagentur für Arbeit bezüglich der Ausbildung behinderter Menschen?
  • Gibt es für Behinderte finanzielle Föderung und anderweitige Unterstützung während der Ausbildung?

Auf der Suche nach einer Lehrstelle für Behinderte

Einen Ausbildungsvertrag zu bekommen ist für die meisten behinderten Kinder das wichtigste Ziel, nachdem sie ihren Schulabschluss endlich in der Tasche haben. Aus einer zufriedenstellenden Leistung am Arbeitsplatz erhalten Jugendliche mit Behinderung viel Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigenen Leistungen. Wenn sie ihre Ausbildung mit Spaß und Erfolg absolvieren, befinden sie sich auf dem richtigen Weg ihren festen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Die erste wichtige Aufgabe nach Beendigung der Schullaufbahn ist daher die Berufswahl, bei der die behinderten Jugendlichen ihr Leben selbst in die Hand nehmen und aktiv gestalten. Eine gute Unterstützung bei der Ausbildungssuche seitens der Eltern, Lehrer und öffentlicher Vermittlungs-und Förderstellen ist besonders wichtig, um erfolgreich die berufliche Zukunft behinderter Jugendlicher zu gestalten.

Ausbildungsplatz finden mit Behinderung

Die Suche nach einem Ausbildungsplatz gestaltet sich für viele behinderte Jugendliche schwierig, da wenige Betriebe offen mit dem Thema Behinderung  am Arbeitsplatz umgehen. Leider nehmen noch zu viele Arbeitgeber eine Haltung ein, die eher von Vorurteilen geprägt zu sein scheint als von Offenheit und Chancengleichheit. Seit mehreren Jahren sinkt der Anteil an Schwerbehinderten in einem Beschäftigungsverhältnis weiter. Trotzdem sollten sich Behinderte bei der Jobsuche oder Ausbildungssuche auf keinen Fall davon entmutigt fühlen. Mit einer aussagekräftigen Bewerbung und einem guten Bewerbungstraining vorab kann beim richtigen Ausbildungsbetrieb nicht mehr viel schiefgehen. Man sollte sich daher immer nach Ausbildungsunternehmen umsehen, die aktiv Stellung zum Thema Integration und Inklusion behinderter Menschen beziehen und die bereits Erfahrung mit schwerbehinderten Mitarbeitern haben.

Besonders wichtig ist dabei auch eine gute Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch:



Das Vorstellungsgespräch zur Ausbildung: Die häufigsten Fragen, die besten Antworten - sicher zum Ausbildungsplatz (Guth/Mery/Mohr, 2013)

Nützliche Tipps und Tricks zum Auftreten, Bekleidung Verhalten sowie Fallbeispiele und Musterantworten, damit das Bewerbungsgespräch für künftige Azubis zum Erfolg wird.

Agentur für Arbeit hilft bei der Jobsuche für Behinderte

Menschen mit Handicap, die eine Ausbildung suchen, erhalten bei der Agentur für Arbeit ein Gespräch zur beruflichen Orientierung, in der Ihnen durch eine umfangreiche Beratung der Einstieg in das Berufsleben erleichtert werden soll. Darüber hinaus bietet die Bundesagentur für Arbeit spezielle Förderangebote an, um Jugendliche mit Handicap zu unterstützen, d.h. zunächst eine passende Berufsausbildung zu finden und folgend diese trotz Behinderung erfolgreich abschließen zu können. Bei einem Beratungsgespräch soll erst einmal herausgefunden werden wo zum einen die eigenen Interessen und zum Anderen die Stärken des Behinderten liegen. Es ist wichtig bei der persönlichen Berufsberatung für Behinderte ebenso zu klären, wie sich der Jugendliche mit Handicap seine eigene Zukunft vorstellt und an welchen Stellen vielleicht noch spezieller Förderungsbedarf vor Beginn einer Ausbildung besteht.

Vorbereitung auf das Berufsleben für behinderte Jugendliche

Ein Berufsorientierungsjahr oder Kurse zur Vorbereitung auf einen speziellen Beruf werden im Rahmen einer sog. berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme (BvB) durch die Bundesagentur für Arbeit angeboten, vermittelt und finanziell gefördert. Dabei sollen die Jugendlichen für die Anforderungen auf das Arbeitsleben trainiert werden und außerdem einen Einblick in den Arbeitsalltag erhalten. Eine schrittweise Eingliederung in das Ausbildungssystem sowie in den späteren Berufsalltag wird den Jugendlichen so erleichtert. Auch werden Kurse zur Förderung von Allgemeinwissen, Umgangsformen, Bewerbungstrainings und viele andere Seminare angeboten, die den Start in das Berufsleben für Behinderte vereinfachen.

Praktikum für Behinderte hilft bei der beruflichen Orientierung

Ein Praktikum dient nicht nur allen Schülern dazu, sich beruflich zu orientieren und in das zukünftige Tätigkeitsfeld hinein zu schnuppern, sondern auch für Behinderte ist es eine sehr sinnvolle Maßnahme im Vorfeld der persönlichen Berufswahl. Sie haben so die Möglichkeit ihre eigenen Fähigkeiten, Interessen und ihre Belastbarkeit im Berufsalltag zu testen. Außerdem können Stärken und Schwächen durch Praktika erkannt werden, die zukünftig entscheidend sind bei der Wahl der Ausbildungsberufe für Behinderte.

Ausbildungsplätze für lernbehinderte Menschen - Mehr Praxis statt Theorie

Die Bundesagentur für Arbeit hilft auch bei der Suche nach einer passenden Ausbildung für Lernbehinderte. Mädchen und Jungen, die an einer Lernbehinderung leiden, tun sich oft schwer sich theoretische Kenntnisse anzueignen und zu merken. Lieber packen sie praktisch mit an und arbeiten mit den Händen. Aus diesem Grund benötigen lernbehinderte Menschen oftmals mehr Unterstützung, damit sie eine gute Chance auf den Einstieg in den Ausbildungsmarkt haben. Ausbildungsberufe mit einem reduzierten theoretischen Anteil sind am besten geeignet für Lernbehinderte, um langfristig eine Beschäftigung ausüben zu können. Gerade viele handwerkliche und praktische Berufe machen Menschen mit Lernbehinderung viel Spaß. In einem Ausbildungsberuf, der sich für Lernbehinderte eignet, sollten immer klare Arbeitsanweisungen gegeben werden und es außerdem leicht verständlich sein, welches Arbeitsziel vom Jugendlichen erwartet wird. Es muss ein proaktiver Umgang mit der Lernschwäche des Auszubildenden gepflegt werden, sodass dieser sich ermutigt fühlt bei Unsicherheiten nachzufragen. Eine feste Bezugsperson bzw. ein Ausbilder im Betrieb schaffen Sicherheit und Vertrauen. Der Lernbehinderte sollte langsam an komplexere Aufgaben herangeführt werden und solche Aufgaben über eine längere Dauer ausführen können. So wird es Menschen mit Lernbehinderung ermöglicht auch bei schwierigeren Aufgaben Routine zu erlangen und Erfolgserlebnisse im Beruf zu erleben.

Unterstützung für Behinderte in der Ausbildung

Die Bundesagentur unterstützt behinderte Jugendliche in einem Ausbildungsverhältnis mit einer Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) in Höhe von 310 Euro monatlich. Anspruch auf diesen Förderzuschuss für den Lebenserhalt sind alle behinderten Azubis unter 21 Jahren, die nicht verheiratet sind uns alleine leben. Eine weitere finazielle Entlastung kann dank einem Übergangsgeld in Anspruch genommen werden.

Förderung der Ausbildungsbetriebe für Behinderte

Unternehmen, die Ausbildungsplätze für behinderte oder schwerbehinderte Menschen anbieten, werden durch das Integrationsamt unterstützt. Die Chancen, jungen Menschen mit Handicap eine Ausbildung zu verschaffen, sollen durch die Zuschüsse und finanziellen Entlastungen begünstigt werden. Auch die Bundesagentur für Arbeit bezuschusst Betriebe, die neue Jobs für behinderte Jugendliche in Form von Ausbildungsstellen schaffen und trägt sogar einen Teil der Ausbildungsvergütung für Behinderte.

Weitere Informationen zur Ausbildungssuche, Berufsausbildungsbeihilfe und Übergangsgeld für Behinderte:

www.arbeitsagentur.de/web/content/DE/BuergerinnenUndBuerger/MenschenmitBehinderung/AusundWeiterbildung/index.htm

www.arbeitsagentur.de/web/content/DE/BuergerinnenUndBuerger/MenschenmitBehinderung/FinanzielleHilfen/index.htm