Frühförderung für Kinder mit Behinderung

Was ist Frühförderung?

Der Begriff interdisziplinäre Frühförderung wird für alle therapeutischen und pädagogischen Maßnahmen verwendet, die bei Kindern, die eine körperliche Behinderung und/oder geistige Behinderung haben, innerhalb der ersten Lebensjahre angewendet werden. Je früher mit der Frühförderung begonnen wird, desto besser können Erfolge erzielt werden. In den frühkindlichen Entwicklungsphasen lässt sich noch vieles beeinflussen und mit der richtigen Therapie kann man behinderte Kinder gezielt fördern.

Förderung behinderter Kinder von Beginn an – Probleme erkennen und Maßnahmen ergreifen

Die ersten Lebensjahre eines Kindes ziehen oft wie im Flug vorbei und ein Entwicklungsschritt folgt dem nächsten. Geht es aber plötzlich nicht „planmäßig“ voran, sorgen sich viele Eltern heutzutage ständig um die Kindesentwicklung, da der Leistungsdruck innerhalb der Gesellschaft immer früher zu spüren ist. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo und hat dabei ganz individuelle Stärken und Schwächen. Viele Dinge müssen selbst erfahren, verarbeitet und gelernt werden. Egal ob es das erste eigene Robben, Krabbeln, Aufrichten oder die ersten eigenen Schritte eines Kindes sind. Bevor ein Kind die ersten eigenen Worte spricht, liegt schon ein langer Lernprozess im Gehirn vor. Eine Übersicht zu den Fähigkeiten von Motorik, Sprache, soziale Kontakte etc. ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen finden Sie hier (Entwicklungsstufen Baby von Geburt bis Kleinkind von 5 Jahren).

Möchten Sie sich näher mit der Thematik der Entwicklungsüberprüfung beschäftigen, empfiehlt sich folgende Literatur:

 

Wie weit ist ein Kind entwickelt?: Eine Anleitung zur Entwicklungsüberprüfung (Kiphard, 2014)

Übersichtliche Tabelle zur systematischen Überprüfung des Entwicklungsstands sowie passende Übungen.

 

 

Bausteine der kindlichen Entwicklung: Sensorische Integration verstehen und anwenden (Ayres, 2013)

Erfolgreiches Therapiekonzept samt Praxisbeispielen der US-Entwicklungspsychologin Jean A. Ayres für Eltern, Therapeuten und Erzieher gleichermaßen geeignet.

 

Therapien in frühen Entwicklungsstadien am effektivsten

Für viele Eltern ist es zunächst ein Schock, wenn sie selbst oder der Kinderarzt Verzögerungen oder Auffälligkeiten in der Entwicklung ihres Kindes feststellen. Je früher man solche Beeinträchtigungen in der Entwicklung feststellt, desto besser kann man die transdisziplinäre Frühförderung beginnen und die individuelle Förderung genau an die Bedürfnisse anpassen. Gerade in den frühkindlichen Entwicklungsphasen lässt sich noch vieles beeinflussen. Früh begonnene, individuelle Therapien können das Auftreten einer Behinderung oftmals verhüten oder zumindest abmildern. So wird dem Kind die Chance gegeben, seine Persönlichkeit frei zu entfalten und den Weg in der Entwicklung zu einem möglichst selbstbestimmten Leben zu ebnen.

Arten der Frühförderung – Hilfe für Kinder mit Behinderung und ihre Eltern

Es gibt zwei verschiedene Arten der Frühförderung für Kinder. Man unterscheidet die allgemeine Frühförderung und die spezielle Frühförderung. Erstere beschäftigt sich allgemeiner an der Frühförderung von Kindern mit geistiger bzw. kognitiver und seelischer Behinderung. Auch Kinder, deren ohne entsprechende Förderangebote ein Behinderung droht, werden mit diesen Methoden in ihrer Entwicklung unterstützt. Die spezielle Frühförderung richtet sich an Kinder mit Sinnesbehinderungen. Darunter fallen beispielsweise Blindheit oder andere Sehbehinderungen, Gehörlosigkeit oder Schwerhörigkeit. Lesen Sie hierzu auch mehr über die Früherkennung von Hörschäden, Früherkennung von Sehbeeinträchtigungen und Früherkennung von kindlichem Autismus.

Treten bei Kindern allgemeine Entwicklungsrückstände und Sinnesbeeinträchtigungen auf, werden oft Förderungsangebote aus beiden Bereichen angewendet, die sich dementsprechend ergänzen. Auch können Übungen der Vojta Therapie oder der Bobath Methode zum Einsatz kommen. Gezielte Übungen und Praktiken der heilpädagogischen Frühförderung können sowohl zuhause als auch im Kindergarten von Eltern und Erziehern durchgeführt werden.

Allgemeine Frühförderung

Diese allgemeine Art der Frühförderung beschäftigt sich primär mit der klassischen Entwicklungsförderung durch pädagogische oder heilpädagogische Frühförderung. Neben spielerischen Methoden werden auch medizinisch-therapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie etc. eingesetzt. Hierfür gibt es spezielle Einrichtungen und Frühförderungsstellen, freie Heilpädagogen und sozialpädiatrische Zentren.

Spezielle Frühförderung für sinnesbeeinträchtigte Kinder

Bei Kindern mit einer Sinnesbehinderung (Gehörlosigkeit, Sehschädigung etc.) arbeiten fachrichtungsspezifisch ausgebildete Sonderschullehrer im Bereich der Frühförderung. In den sensiblen Entwicklungsphasen ist eine intensive Betreuung und Förderung durch Fachpersonal besonders wichtig. Dabei ist es sehr wichtig, dass auch die Eltern aktiv an der Förderung Ihres Kindes beteiligt werden und eine Integration in den Alltag außerhalb der Förderstellen stattfindet.

In diesem Bereich gibt es erheblich weniger Frühförderstellen, da die Anzahl der sinnesbeeinträchtigten Kinder in Deutschland geringer ausfällt. Jedoch sind die Zuständigkeitsbereiche in Deutschland flächenabdeckend aufgeteilt, sodass man immer eine zuständige Frühförderstelle als Ansprechpartner hat, an die man sich wenden kann.

Frühförderung im Kindergarten oder in den eigenen vier Wänden erleichtert es berufstätigen Eltern oder Eltern mit geringeren finanziellen Mitteln die Therapiemaßnahmen für ihr Kind bestmöglich realisieren zu können. Neben der Möglichkeit, eine ambulante Frühförderung zu wählen, wird deshalb immer öfter die mobile Frühförderung angeboten, damit die Angebote von möglichst allen Eltern und behinderten Kindern wahrgenommen werden können.

Frühförderung als ganzheitliches Konzept

Es ist wichtig, dass alle Fördermaßnahmen als ganzheitlich, aufeinander abgestimmtes Konzept zu behandeln sind. In den medizinischen, psychologischen, sozialen und pädagogischen Bereichen sollten die Therapien aufeinander abgestimmt werden um zusammen eine bestmögliche Wirkung zu erreichen. Die Elternarbeit und die aktive Miteinbeziehung des nativen Umfelds des Kindes in die Förderung spielen seit jeher eine entscheidende Rolle.

In der Diagnosephase sind vor allem Ärzte und Ärztinnen der Kinder- und Jugendmedizin sowie Psychologen und Psychologinnen beteiligt. Anschließend folgen unterschiedliche Therapiemaßnahmen und pädagogische Frühförderung, die von pädagogische und heilpädagogische Fachleute, Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten betreut werden. Auch die Unterstützung und Beratung der Eltern ist von Beginn an wichtig und wird durch das Zusammenwirken der unterschiedlichen, vielfältig qualifizierten Berufsgruppen unterstützt.

Behinderungen bei Kindern– eine umfassende Diagnose der Entwicklungsverzögerung stellen

Bevor mit einem Behandlungsplan gestartet werden sollte, ist es wichtig entsprechend qualifizierte Ärzte aufzusuchen und sich wenn möglich mehrere Meinungen für eine umfassende Diagnostik einzuholen. Dabei werden neben allgemeinen Test zum IQ und zur körperlichen Entwicklung auch neurologische, psychologische Befunde gestellt. Auch das Sozialverhalten und der emotionale Entwicklungsstand sind ausschlaggebende Faktoren, die in die Diagnose mit einfließend und aus denen sich auch Gründe für die Entstehung und den Verlauf von Störungen ableiten lassen.

Danach ist es wichtig, wenn es um therapeutisches arbeiten mit behinderten Menschen geht, dass Fachpersonal und Eltern gemeinsam Hand in Hand arbeiten. Es soll ein Behandlungs- und Förderplan realisiert werden, der den Ressourcen der Familie nicht im Wege steht und möglichst reibungslos in den Alltag integriert werden kann. Dieser fällt natürlich je nach Diagnose und Problematik individuell aus und variiert stark in seiner Ausprägung. An erster Stelle steht aber immer, das behinderte Kind in seinen körperlichen, seelischen und sozialen Fähigkeiten gezielt zu fördern und eine möglichst normale Entwicklung zu ermöglichen.