Welche Ausbildungen und Berufe sind für Menschen mit Behinderung geeignet?
Am 18. Mai 2021 gab das Statistische Bundesamtaktuelle Zahlen zu den in Deutschland lebenden Menschen im erwerbsfähigen Alter mit einer Beeinträchtigung bekannt. Demnach waren 2019 rund 57 Prozent der Bundesbürger mit einer Beeinträchtigung (zwischen 15 und 64 Jahren) in den Arbeitsmarkt integriert. Das heißt, dass sie entweder berufstätig oder auf der Suche nach einer Tätigkeit waren. Im Vergleich dazu lag die Erwerbsquote nichtbehinderter Menschen im selben Jahr in dieser Altersgruppe bei etwa 82 Prozent. Dies macht deutlich, dass es Menschen mit Beeinträchtigungen im Berufsleben noch immer schwer haben.
Grundsätzlich stehen Menschen mit Behinderungen die gleichen Ausbildungen und Berufe offen wie Personen ohne Beeinträchtigungen. Es gibt allerdings einige Punkte zu beachten. So kommt es bei einigen Berufen zum Beispiel auf den Grad der Behinderung an. Dieser gibt an, wie schwer die seelischen, geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen sind. Der Behinderungsgrad reicht von 20 bis 100. Ab einem Wert von 50 gilt man als schwerbehindert. Der Grad der Behinderung heißt nicht zwangsläufig, dass jemand für bestimmte Berufe ungeeignet ist. Es kommt stets auf die Art der Behinderung an und wie stark diese sich auf die Ausübung der Jobs auswirkt.
Mit Weiterbildungen und Umschulungen die Chancen auf einen Arbeitsplatz erhöhen
In einigen Fällen können Berufstätige, die zum Beispiel durch einen Unfall oder nach einer schweren Erkrankung an einer Behinderung leiden, in ihrem alten Beruf nicht mehr arbeiten. Dies ist insbesondere bei Körperbehinderungen der Fall, wenn die Betroffenen vorher einen praktischen Beruf mit hoher körperlicher Belastung ausgeübt hatten. Durch geförderte Online Umschulungen für Menschen mit Beeinträchtigungen haben diese die Möglichkeit, einen anderen Beruf zu erlernen oder neue Fertigkeiten zu erwerben, um in einem neuen Beruf zu arbeiten.
Ansonsten können Personen mit Beeinträchtigungen (je nach Schweregrad der Behinderung) auch mit einer beruflichen Weiterbildung ihre Chancen auf den Erhalt ihres vorhandenen Arbeitsplatzes erhöhen. Eine Behinderung oder Schwerbehinderung muss im Berufsleben kein Hindernis darstellen. In vielen Fällen bedingt diese sogar die Notwendigkeit arbeitsfördernder Maßnahmen. Weiterbildungen für Behinderte sollen den Betroffenen neue Kenntnisse und Fertigkeiten vermitteln, die sie im beruflichen Alltag sinnvoll einsetzen können.
Berufe für Personen mit einer körperlichen Behinderung
Jeder hat die Chance auf eine gute Ausbildung und einen geeigneten Job. Allerdings kommt es immer auf den Grad der Behinderung an, welcher Tätigkeit man als Berufstätiger mit Handicap nachgehen kann. Generell unterscheidet man körperliche, geistige und seelische Beeinträchtigungen. Jedes Handicap wirkt sich auf das Leben der Betroffenen anders aus. Dies betrifft auch den Berufsalltag.
Berufe für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung
Wenn von einer körperlichen Behinderung die Rede ist, sind damit vor allem Einschränkungen des Bewegungsapparates gemeint. Dadurch kommen Berufe, die mit harter körperlicher Arbeit verbunden sind, nicht infrage. Es gibt jedoch viele weitere Berufe, die Personen mit einer körperlichen Behinderung ausüben können. Wer beispielsweise in einem Rollstuhl sitzt, könnte einer kaufmännischen Tätigkeit nachgehen. Mögliche Berufe sind:
- Kauffrau/-mann für Büromanagement
- Kauffrau/-mann für Bürokommunikation
- Bankkaufmann/-frau
- Veranstaltungskaufmann/-frau
- Industriekaufmann/-frau
- Informatikkaufmann/-frau
- Immobilienkauffrau/-mann
- Steuerfachangestellte/r
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel
- Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen
- Kaufmann/-frau für Groß- und Außenhandelsmanagement
Bei diesen Berufen befindet sich der Hauptarbeitsplatz vorwiegend am Schreibtisch. Dies ist nur eine kleine Auswahl an möglichen Jobs für Personen mit körperlicher Behinderung.
Berufe für Menschen mit geistiger Behinderung
Bei geistigen Behinderungen geht es um die kognitiven Fähigkeiten. Betroffene sind möglicherweise nicht dazu in der Lage, alles, was um sie herum passiert, ohne Probleme wahrzunehmen. Einige Menschen mit einer kognitiven Behinderung können sich im Alltag selbständig zurechtfinden, andere benötigen Unterstützung.
Auch hier kommt es wieder darauf an, inwieweit die Behinderung die Person in ihrem Arbeitsleben beeinträchtigen kann. Liegt das Handicap vor allem auf der sprachlich-kommunikativen Ebene, ist zum Beispiel ein Beruf denkbar, der den Schwerpunkt im handwerklichen Bereich hat. Klassische Berufe im Handwerk sowie im Baubereich sind zum Beispiel:
- Bäcker/in oder Konditor/in
- Friseur/in
- Tischler/in
- Fliesenleger/in
- Steinbildhauer/in
- Bauzeichner/in
- Straßenbauer/in
- Zahntechniker/in
- Kfz-Mechatroniker/in
- Maler/in und Lackierer/in
Aber auch Berufe wie Fotograf/in, Uhrmacher/in oder Kosmetiker/in sind möglich, wenn Interesse für diese Tätigkeiten vorhanden ist.
Berufe für Menschen mit seelischer Beeinträchtigung
Neben Menschen mit körperlichen und kognitiven Beeinträchtigungen gibt es auch Personen mit seelischen Behinderungen. Eine seelische Erkrankung ist einem Menschen oft nicht auf dem ersten Blick anzusehen. Nicht selten führen chronische Erkrankungen zu physischen und psychischen Problemen. Auch hier kommt es in Bezug auf die Ausbildung und den Job wiederum auf den Grad der Beeinträchtigung an. Ein stressiger Arbeitsalltag oder eine sehr hohe Arbeitsbelastung sind für die seelische Gesundheit nicht förderlich, wobei es in jedem Betrieb einmal etwas stressig werden kann.
Für Betroffene eignen sich in erster Linie Berufe, die generell etwas ruhiger sind. Zum einen bieten sich Jobs im Freien an, zum Beispiel als Gärtner/in oder Landschaftsgärtner/in. Weiterhin sind Berufe mit Tieren sehr gefragt:
- Tierpfleger/in,
- Hufschmied/in,
- Pferdewirt/in,
- Landwirt/in,
- Tierwirt/in oder
- Fischwirt/in.
Bei Interesse kommen außerdem Berufe wie Forstwirt/in, Tierheilpraktiker/in, Schädlingsbekämpfer/in oder agrartechnische Assistent/in infrage.
Bewerbung: Wie erwähnt man eine Behinderung im Bewerbungsschreiben?
Wer sich auf einen Job bewirbt, ist nicht verpflichtet, seine Behinderung in der Bewerbung zu erwähnen. Ausnahmen bestehen nur bei Berufen, bei denen die Behinderung einen großen Einfluss auf die Ausübung der Tätigkeiten hat. Hier muss die Behinderung im Bewerbungsschreiben in jedem Fall angegeben werden.
Wer im Bewerbungsschreiben auf seine Behinderung eingehen möchte, sollte die vorliegende Beeinträchtigung kurz beschreiben. Im Idealfall ist die Behinderung für die angestrebte Tätigkeit nicht von Bedeutung. Dagegen sollten die Stärken, die für den Job wichtig sind, in der Bewerbung hervorgehoben werden, wie zum Beispiel eine zielorientierte Arbeitsweise. Tipp: Wird die Behinderung im Bewerbungsschreiben angesprochen, sollte sie der Vollständigkeit halber auch im Lebenslauf vermerkt sein, da sich viele Personaler/innen oft zuerst den Lebenslauf ansehen, bevor sie das Bewerbungsschreiben lesen.