Einführung

Ein Kind mit einer Behinderung ist in Ihre Klasse gekommen und Sie fragen sich vielleicht, ob sich seine Bedürfnisse von denen anderer unterscheiden. Dieses Heft wurde geschrieben, um auf Ihre Fragen und Sorgen bezüglich dieser neuen Lehrerfahrung zu antworten.

Wenn ein sehgeschädigtes Kind in eine Regelklasse kommt, dann sind sorgfältige Vorüberlegungen geboten, um sicherzustellen, daß es sowohl beim Wissenserwerb, als auch im gesellschaftlichen Bereich, erfolgreich ist. Obwohl es sich mit Gefühls- und Sehproblemen auseinandersetzen muß, mit denen nichtbehinderte Kinder für gewöhnlich nicht konfrontiert werden, wird es bald ein vollständig teilnehmendes Mitglied Ihrer Klasse sein.

Um dem sehgeschädigten Kind zuzusichern, daß es sein volles Bildungsniveau erreicht, werden das Kind und Sie Hilfen von einem Sehgeschädigtenpädagogen erhalten. Sie werden die Möglichkeit haben, mit diesem Sonderpädagogen über Situationen in der Klasse zu sprechen.

Eine Art von Sehgeschädigtenpädagoge ist der Resource Teacher. Fest innerhalb der Schule untergebracht, ist er am gesamten Schultag für Konsultationen, spezielle Lehrmethoden und zur Bereitstellung speziell angepaßter Sehgeschädigtenmaterialien, verfügbar. Der Resource Room kann, ähnlich wie eine Bibliothek, vom Schüler so genutzt werden, daß er dort nicht den ganzen Tag verbringt, sondern nur dorthin geht, um einige Informationen und Anleitungen zu bekommen. Eine andere Art von Sonderpädagoge ist der Ambulanzlehrer (Itinerant Teacher), oder der Berater für die visuelle Förderung, der von Schule zu Schule reist und so nur zu bestimmten Zeiten verfügbar ist.

Da Sie das Kind häufig unterrichten werden, werden Sie bald sensibel für die individuellen Bedürfnisse Ihres Schülers sein. (Je älter das Kind ist, desto besser kann es seine Fähigkeiten und Grenzen anderen mitteilen.) Mit dem Verständnis hilfreicher Pädagogen wird es Selbstsicherheit und Unabhängigkeit erlangen.

Generell kann ein Kind dann spezielle Hilfeleistungen vom Resource Teacher oder Ambulanzlehrer erhalten, wenn seine gemessene Sehschärfe 20/70 oder weniger auf dem besseren Auge trotz korrigierender Maßnahmen beträgt. Mit anderen Worten, falls das, was das Kind in einer Entfernung von 20 Fuß (1 Fuß = 0,3m) sieht, nicht mehr ist als das, was eine Person mit einer normalen Sehschärfe auf 70 Fuß sieht. Kinder, die eine gemessene Sehschärfe von 20/200 oder weniger auf dem besseren, schon korrigierten Auge, haben oder die ein Gesichtsfeld von weniger als 20 Grad haben, werden als blind eingestuft (das ist eine Definition, die eigentlich dazu geschaffen wurde, um festzulegen, ab wann öffentliche Hilfen gewährt werden). Wie auch immer, viele dieser Kinder und Jugendlichen sind visuelle Lerner, einige kommen sogar recht gut mit normal gedruckter Schrift zurecht.

Kinder mit einer Gesichtsfeldeinschränkung können peripher nichts sehen oder haben blinde Flecken in ihrem Gesichtsfeld.

Es ist auch bedeutsam, daß man sich der Tatsache bewußt ist, daß sehgeschädigte Kinder sehr unterschiedlich ihre Restsehschärfe ausnutzen können. Zwei Kinder können denselben gemessenen Visus (Sehschärfe) haben, aber das eine Kind kann sich mehr auf seine anderen Sinne verlassen und das andere erfüllt die gleichen Aufgaben durch das Sehen. Diese individuellen Unterschiede müssen respektiert werden.

Weiterhin ist es wichtig, die Art der Sehschädigung zu betrachten, da sie auch ein Hauptfaktor des Funktionierens des Sehens des Kindes ist. Bei einigen Augenstellungsfehlern kann das Sehen zeitweise verschwinden, und selbst stabile Sehbedingungen können zeitweise durch Licht, Müdigkeit und Gefühle beeinflußt werden. Der Resource Teacher oder Ambulanzlehrer wird mit Ihnen über den speziellen Bedarf oder Einschränkungen, die das Kind aufgrund seiner Sehschädigung hat , diskutieren.

Da beide, sowohl sehbehinderte als auch blinde Kinder des öfteren an die Regelschule kommen, wird dieses Heft Vorschläge machen, die für beide Gruppen anwendbar sind. Die Informationen wurden mit Hilfe von Sehgeschädigtenpädagogen, Eltern, Regelschullehrern und sehgeschädigten Schülern selbst zusammengetragen.

Viele dieser Vorschläge treffen nicht auf alle Kinder mit Sehschädigungen zu, da der Bedarf ja unterschiedlich ist. Aus Ihren eigenen Erfahrungen als Lehrer werden Sie sicher bald solche Lösungen finden, die genauso gut auf Ihre Klasse anwendbar sind wie die, die hier gegeben werden. Sie und der Sonderpädagoge können zusammenarbeiten, um eine glückliche, stimulierende Lehrerfahrung zu schaffen, von der nicht nur der sehgeschädigte Schüler, sondern die ganze Klasse profitieren kann.