Studieren mit Behinderung

Ein Studium trotz Behinderung beginnen? Die Antwortet laute Ja! Mit ein wenig Aufwand und frühzeitiger Vorbereitung wird das Studium für behinderte Menschen zu einer unvergesslichen Zeit.

Von allen an deutschen Universitäten und Fachhochschulen immatrikulierten Studenten sind schätzungsweise etwas weniger als 10 Prozent in der Teilhabe am Studium beeinträchtigt und wiederum die Hälfte leiden an einer mittleren bis schweren körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigung. Viele behinderte Menschen sind vor und während des Studiums auf fremde Hilfe angewiesen. Die Unterstützung für behinderte Studieninteressierte wächst seit Jahren immer weiter. Viele Hochschulen haben bereits das im Jahr 2009 im Rahmen der UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getretene Maßnahmen weiter umgesetzt. Die Chancengleichheit im Studium zwischen Studierenden mit und ohne Behinderung soll weiter verbessert werden. Welche konkreten Hilfen behinderten Menschen mit Studienwunsch geboten werden und an welchen Stellen wichtige Fragen zum Thema „Studieren mit Behinderung“ beantwortet werden, finden Sie hier.

Sonderantrag Studium - Härtefallantrag stellen im Zulassungsverfahren

Viele Studieninteressierte fragen sich vor dem Bewerbungsverfahren als aller Erstes: Wie ist die Studienplatzvergabe für Menschen mit Behinderung geregelt?

Die Studienplatzvergabe wird in Deutschland von der Stiftung für Hochschulzulassung übernommen. Behinderte Menschen mit Studienwunsch haben über das reguläre Verfahren hinaus noch die Möglichkeit einen Sonderantrag zu stellen, da Hochschulen jedes Semester einen festen prozentualen Anteil der Studienplätze an sog. Härtefälle vergeben. Die Quote liegt bei bis zu 2 Prozent. Die Wartezeit wird dann deutlich verkürzt. Es besteht eine Nachweispflicht im Vorfeld, da der alleinige Nachweis einer Schwerbehinderung nicht ausreicht. Ein Gutachten beim Amts- oder Facharzt ist Voraussetzung und bestätigt den Nachweis der Schwerbehinderung. Außerdem halten viele Hochschulen ein Formular bereit, indem  die Notwendigkeit und Gründe näher ausgeführt werden müssen. Aber was ist ein Härtefall und welche Voraussetzungen gelten für den Anspruch? Ein Härtefall liegt dann vor, wenn aus sozialen oder familiären Gründen eine sofortige Aufnahme des Studiums oder ein Studienortwechsels für eine Person unabdinglich ist. Am besten informiert man sich im Vorfeld über die notwendigen Bedingungen des Sonderantrags bei der jeweiligen Hochschule.

Hilfe im Studium für Menschen mit Handicap

Wo erhalten Studierende und Studieninteressenten mit Handicap Beratung? Hilfen für behinderte Studierende können an verschiedenen Beratungsstellen vermittelt werden. Egal um welches Thema es geht, ob um Zulassung, Prüfungen, Transfer oder Finanzierung des Studiums - die Berater der Studentenwerke stehen gerne als erste Anlaufstelle zur Verfügung.

  • Agentur für Arbeit/Berufsberater für behinderte Abiturienten
  • Studienberatung und Behindertenbeauftragte an den Fakultäten
  • beim Allgemeine Studentenausschuss (AstA)
  • Interessengemeinschaften an der Hochschule

Viele wichtige Informationen für Studieninteressierte oder Studierende mit Behinderung finden sich auch im Handbuch „Studium und Behinderung“ des Deutschen Studentenwerks

Weitere Tipps und Hilfestellungen, wie das eigene Studium zum wahren Erfolg wird, erhält man hier:

Studieren kann man lernen: Mit weniger Mühe zu mehr Erfolg (Klenke, 2014)

Eine Gebrauchsanweisung, die dabei hilft, das eigene Lernverhalten einschätzen und optimieren zu können, um sich langfristigen Erfolg im Studium zu sichern.

 

 

Barrierefreies Studium - Mobilität und Barrierefreiheit am Campus

Eine Universität sollte grundsätzlich für alle Studenten problemlos zugänglich sein. Barrierefreiheit in allen Bereichen für Studierende mit Behinderung ist als wichtige und andauernde Aufgabe der Hochschulen anzusehen, die es in den nächsten Jahren noch weiter voranzutreiben gilt. In § 2 Abs. 4 des Hochschulrahmengesetz (HRG) ist festgelegt, dass die Hochschulen Sorge dafür tragen müssen, dass es keine Benachteiligungen für Studierende mit Behinderung oder chronischen Erkrankungen entstehen. Fragen, die sich primär für Studierende mit Körperbehinderung vor Studienbeginn schon bei der Auswahl der Hochschule ergeben:

  • Welche Barrieren gibt es an der Uni/FH?
  • Sind die Hörsäle barrierefrei begehbar?
  • Sind Aufzüge oder Rampen vorhanden?
  • Welche sonstigen Vorkehrungen werden für Studierende mit Behinderung getroffen?

Behindertentransport zur Uni beantragen

Wenn die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel  für Studenten mit Handicap nicht alleine zu bewältigen ist, besteht die Möglichkeit, dass Fahrtkosten zur Hochschule beim Sozialhilfeträger des Studienorts beantragt werden. Infrage kommen die Kostenübernahme für einen Fahrdienst oder Kosten für Mietwagen bzw. Taxi. Es wird einerseits auf die Zumutbarkeit für die Person mit Handicap geachtet und andererseits auf die Kosten für den Transfer.

Studienfinanzierung für Menschen mit Behinderung

Wie werden Behinderte bei der Finanzierung ihres Lebensunterhalts im Studium unterstützt? Leider muss man sich dabei mit verschiedenen Förderangeboten auseinandersetzen, denn es gibt keine zentrale Förderstelle. Für die Finanzierung des Unterhalts können mehrere Kostenträger in Frage kommen, man kann sich zum einen Hilfe beim zuständigen BaföG Amt einholen und sich darüber hinaus auch an das Studentenwerk wenden. Dort gibt es immer auch eine Sozialberatungsstelle für Menschen mit Handicap, die studieren möchten oder sich schon im Studium befinden. Zu beachten ist, dass nur Vollzeitstudiengänge mit Studenten-BAföG unterstützt werden.

Nachteilsausgleich Studium - Was bedeutet das Recht auf Nachteilsausgleich?

Durch den Nachteilsausgleich werden Studierende mit Handicap nicht wie oft geglaubt bevorzugt behandelt. In Deutschland muss jeder Student identische Leistungen erbringen, um den Studienabschluss zu erlangen. Vielmehr soll durch diesen Ausgleich einerseits Diskriminierung verhindert werden und gleichzeitig die Chancengleichheit zu Studenten ohne Beeinträchtigungen garantiert werden.  Nachteilsausgleiche können zu unterschiedlichen Zeitpunkten vor und während des Studienverlaufs beantragt werden. Schon bei der Bewerbung um einen Studienplatz und auch bei der Gestaltung der Studien- und Prüfungsleistungen gibt es Möglichkeiten eventuelle Chancenungleichheiten zu kompensieren und einen Antrag auf Nachteilsausgleich zu stellen.

Jeder Antrag wird nach der persönlichen Situation des behinderten oder chronisch kranken Studenten bemessen. Viele Universitäten und Hochschulen bieten ausführliches Informationsmaterial und persönliche Beratungsgespräche zum Thema Nachteilsausgleich für behinderte Studierende und chronischen Erkrankungen an. Behindertenbeauftragte und Berater stehen Studierenden mit geistiger und körperlicher Behinderung, psychischen und chronischen Erkrankungen sowie Leistungsbeeinträchtigungen gleichermaßen zur Verfügung. Nur wenige der als beeinträchtigt eingestuften Studenten verfügen über einen Schwerbehindertenausweis, da auch ein fach- oder amtsärztliches Attest als Nachweis genügt. Allerdings muss attestiert werden, dass sich die Behinderung bzw. Beeinträchtigung durch die Erkrankung nachweislich negativ auf die Studienleistung auswirkt.

Prüfungsangst wirkt sich zwar auch negativ auf die Leistung aus, allerdings zählt sie natürlich nicht dazu. Wie man seine Anspannung vor Prüfungen allerdings mit Erfolg loswird, wird im Ratgeber gegen Prüfungsangst und für besten Lernerfolg anschaulich erklärt.

Praktikum für behinderte Studenten finden

In beinahe allen Bachelor-Studiengängen ist ein Praktikum mittlerweile Pflicht und Voraussetzung für den Erwerb des Studienabschlusses. Studenten mit Handicap müssen sich daher früher oder später nach einem Praktikumsplatz umsehen. Auch wenn alle von Chancengleichheit reden - in der Praxis haben es behinderte Studenten sicherlich nicht einfacher als Studenten ohne Handicap. Es ist wichtig zu wissen, dass man in der Bewerbung für ein Praktikum keine Angaben über die Behinderung machen muss. Erst im späteren Bewerbungsprozess sollte man mit dem Thema offen umgehen.

Fernstudium für behinderte Menschen

Für Menschen mit körperlichem Handicap ist ein Fernstudium besonders attraktiv. So können sie - im Gegensatz zu einem Präsenzstudiengang - bei einem Fernstudium ihre Studienleistungen auch mit eingeschränkter Mobilität oder Belastbarkeit zu Hause am Schreibtisch erbringen. Zudem entfallen zusätzlich viele lästige Aufgaben wie etwa die Wohnungssuche oder der tägliche Weg zur Hochschule. Gerade weil an vielen Hochschulen noch zahlreiche unüberbrückbare Hürden existieren, bei denen Studierende mit einem Handicap an ihre Grenzen stoßen, eignet sich für die Betroffenen häufig ein Studium an einer Fernuni. Diese bieten häufig eine gute Alternative und haben sich bereits auf die Anforderungen von behinderten Studierenden eingestellt.

Stipendium für behinderte Studenten

Selbstverständlich gibt es verschiedene finanzielle Förderungen behinderter Studenten und chronisch kranker Studenten. Die Vorrausetzungen für ein Stipendium und die jeweilige Höhe fallen je nach Stipendien-Geber unterschiedlich aus. Ein Stipendium für behinderte Studenten wird von verschiedenen Stiftungen angeboten, eine Übersicht finden Sie hier.