Planung einer barrierefreien Küche

Die Küche ist der zentrale Lebensmittelpunkt in der eigenen Wohnung und – neben dem Badezimmer – der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben. Das gilt auch für Menschen, die nicht stehen oder sehen können oder in einer anderen Form eingeschränkt sind. Glücklicherweise bemerken Hersteller von Wohnungseinrichtungen in den letzten Jahren immer mehr den Trend zu barrierefreien Wohnungen und bieten daher vermehrt Produkte für Menschen mit Behinderung an. Eine der größten Herausforderungen ist dabei die Nutzung der eigenen Küche. Damit sich Menschen mit Handicap selbstständig zurechtfinden können, ist die sorgfältige Planung barrierefreier Funktionsbereiche enorm wichtig.

Nicht jede Küche kann kurzerhand umgebaut werden. Wichtig ist bei einer barrierefreien Küche die richtige Ausrichtung an den Bedürfnissen des Menschen. So haben Rollstuhlfahrer beispielsweise andere Anforderungen als Blinde, die wiederum andere Hilfestellungen benötigen als Senioren.

Barrierefreie Küche für Rollstuhfahrer – Auf die Erreichbarkeit kommt es an

Rollstuhlfahrer brauchen ausreichend Platz zum Manövrieren in der Küche. Daher unterliegt die barrierefreie Küche (nach DIN) festgelegten Größennormen. Die Arbeitsfläche muss in ihrer Höhe ebenfalls an den Rollstuhlfahrer angepasst werden und vor allem unterfahrbar sein. Individuell können auch Haltegriffe oder ausschwenkbare Tische den Radius der erreichbaren Arbeitsfläche für den Koch im Rollstuhl enorm erhöhen. Unterschränke sollten keine Schwingtüren besitzen, da diese den Raum vor dem Schrank versperren. Oberschränke sollten niedriger hängen oder gegebenenfalls mit einem Schienensystem herunterfahrbar sein. Genauso verhält es sich bei Elektrogeräten, die leicht bedienbar sein sollten. Das ist gar nicht so banal, denn die hinteren Herdplatten können im Sitzen schon schwer zu erreichen sein.

Die blindengerechte Küche für Sehbehinderte – Ertastbare Bedienelemente sind das A&O

Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit fällt die Orientierung in einer handelsüblichen Küche schwer. Eine blindengerechte Küche sollte daher Halterungen und klare Ordnungssysteme bieten, bevorzugt mit tastbarer Brailleschrift markiert. Handelsübliche Elektrogeräte sind häufig ungeeignet, da sich deren Bedienelemente immer mehr auf Touchsteuerungen verlassen. Das stellt gerade bei flachen Ceranfeldern ein Problem dar. Blinde sollten daher elektronische Geräte im Haus haben, deren Bedienelemente sich eindeutig ertasten lassen. Außerdem hilft es, wenn diese Geräte über akustische Signale verfügen, sei es bei der Bedienung oder bei der Messung von Gar- und Kochzeiten.

Barrierefreie Lebensräume: Bauen und Wohnen ohne Hindernisse (Beuth Praxis

Das Buch zeigt die Kriterien für eine optimale altersgerechte Ausstattung des Wohnraums auf; ebenso werden die technischen Einbauten und Hilfsmittel zur Steuerung und Überwachung des Umfelds praxisnah erläutert. Gegenüber der Vorgängerausgabe enthält der Titel die sensorischen Anforderungen aller Bereiche (DIN 18040 Teil 1 und Teil 2), außerdem erfolgte eine generelle Überarbeitung der Normenverweise.

Die seniorengerechte Küche – Leicht erreichbar und komfortabel muss es sein

Genauso individuell muss eine ergonomische Küche für Senioren gestaltet sein. Da besonders das Bücken oft schwer fällt und mit Schmerzen einhergeht, kann die Benutzerfreundlichkeit für ältere Menschen durch auf Hüfthöhe angeordnete Schränke und Elektrogeräte wie Ofen und Spülmaschine stark verbessert werden. In einer altengerechten Küche ist es auch ratsam, kleine individuelle Erleichterungen einzuplanen, beispielsweise Haltegriffe, Sitzgelegenheiten und automatische Abschaltautomatiken.

Die grundlegende Entscheidung: Neubau oder Umbau einer bestehenden Küche?

Beim Bau einer barrierefreien Küche kommt es darauf an, ob komplett neu gebaut wird oder eine vorhandene Küche umgebaut werden soll. Vor allem bei letzterem Vorhaben sollte man sich Gedanken über die anfallenden Kosten im Vergleich zu einem kompletten Neubau machen. Außerdem sind manche bereits eingebauten Küchen nicht als barrierefreie Küchen realisierbar. Mit Mehrkosten im Vergleich zu einer herkömmlichen Einbauküche muss leider immer gerechnet werden. Unter Umständen kann hier die Pflegekasse oder eine Förderbank aushelfen, die einen Kostenzuschuss gewähren kann. Mehr Informationen zu Planung und Kosten von barrierefreien Küchen gibt es auch im großen Ratgeber von Küche&Co. In jedem Fall kann bei der Planung ein Spezialist mit Rat und Tat unterstützen – etwa im Küchenstudio vor Ort – denn der Bau einer barrierefreien Küche unterliegt schwierigen Anforderungen. Hier kommt es oft auf Details an, die individuelle Lösungen nötig machen.