Barrierefreies Wohnen
Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung treffen im Alltag immer wieder auf Barrieren, die eine Behinderung ihrer Selbstständigkeit zur Folge hat. Ist die Umgebung allerdings so konzipiert, dass keine solcher Hindernisse auftreten und ihnen ein weitestgehend autonomes Leben ermöglicht wird, spricht man von Barrierefreiheit.
Was heißt barrierefrei Wohnen?
Die Definition von Barrierefreiheit findet sich in §4 des Behindertengleichstellungsgesetzes. Dort werden bauliche Anlagen und andere Lebensbereiche als barrierefrei definiert, zu denen Behinderte ohne Erschwernis und ohne fremde Hilfe Zugang haben und diese bewohnen können.
Das für Menschen mit körperlicher Behinderung Barrierefreiheit im eigenen Zuhause äußerst wichtig für ein weitestgehend selbständiges Leben ist, steht außer Frage. Doch was genau steckt hinter dem Begriff „barrierfreies Wohnen“?
Viele Wohnräume sind weder barrierefrei noch für die behindertengerechte Nutzung ausgelegt, sodass beispielsweise Rollstuhlfahrer oder Rollatornutzer schon bei zu schmalen Türrahmen oder Treppenstufen an ihre Grenzen stoßen.
Barrierefreies Haus und barrierefreie Wohnung
Barrierefreiheit bezieht sich auf jeden noch so kleinen Bereich einer Wohnung oder eines Hauses, in dem eine oder mehrere behinderte Menschen wohnen. Mit einer Barriere sind also nicht nur beispielsweise zu hohe Türschwellen gemeint ist, sondern alle räumlichen Gegebenheiten von Wohnräumen, die den Behinderten daran hindern, sich ohne fremde Hilfe in den Wohnräumen frei bewegen und leben zu können. Ein behindertengerechtes Eigenheim beginnt bei schwellenlosen und ausreichend breiten Türrahmen, einfach erreichbaren Schaltern, Armaturen, Türgriffen oder Schränken und reicht bis zu behindertengerechte Sanitäranlagen und behindertengerechte Möbel.
Bei „Barrierefreiheit“ denkt man oft an schwellenfreies Wohnen, krankenhausähnliche Räume und eine unattraktive Wohnatmosphäre. In diesem Buch erfahren Sie Barrierefreiheit als optimiertes und zukunftsorientiertes Wohnen mit Komfort und Stil mit beachtlichen Möglichkeiten für die individuelle, vor allem funktionale Raumgestaltung.
Barrierefrei Wohnen im Alter und bei körperlicher Behinderung
Für ältere Menschen, Rollstuhlfahrer oder anderweitig mobilitätseingeschränkte Personen gibt es, sofern die Wohnung oder das Haus nicht bereits barrierefrei geplant und gebaut wurde, viele Ecken und Gefahren, die ihnen im Alltag Probleme bereiten können.
Viele Probleme beginnen schon am Eingang, wenn Treppenstufen vorhanden sind oder die Eingangstür zu schmal ist. Viele Wohnräume erstrecken sich auch über mehr als eine Etage und können sehr verwinkelt und daher schlecht mit Rollator oder Rollstuhl erreichbar sein. Die Lösung für unüberwindbare Stufen sind Treppenlifte. Sie bieten eine komfortable aber auch kostspielige Variante, wenn Treppen nicht aus eigener Kraft bezwungen werden können. Rutschfeste Böden und Handläufe bieten darüber hinaus Sicherheit.
Für hörbehinderte Menschen ist es sinnvoll eine ausgewogene Raumakustik zu schaffen, damit Sie Laute und Geräusche deutlicher wahrnehmen können. Klingeln, Alarme und Telefone müssen durch optische Signale ergänzt werden. Blinde Menschen oder Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen benötigen zur Orientierung taktile bzw. tastbare Elemente. Hier sollten vor allem die Anfänge von Treppenstufen gekennzeichnet werden.
Behindertengerechtes Wohnen ist planbar
Durch unterschiedliche Anforderungen an einen barrierefreien Wohnraum je nach Art der Behinderung, sind individuelle bauliche und technische Maßnahmen zu treffen. Eine gute Planung vorab ist besonders wichtig, damit die Kosten kalkuliert werden können. Beratung für barrierefreies Wohnen erhält man bei ansässigen Behindertenverbänden oder bei Beratungsstellen zur Wohnraumanpassung.
Die DIN 18040-2 gilt für eine barrierefreie Planung, Ausführung und Ausstattung von Wohnungen, Gebäuden mit Wohnungen und deren Außenanlagen. Es werden darin alle Anforderungen an eine barrierefreie Wohnung behandelt, genauer geht es um folgende Bereiche:
- Maße der Bewegungsflächen
- Türen
- Stufenlose Erreichbarkeit, Türschwellen, Aufzüge, Rampen
- Anforderungen an Küche, Sanitäranlagen, zusätzliche Wohnfläche und Freisitz
- Wände, Brüstungen und Fenster
- Bodenbeläge
- Raumtemperatur
- Beleuchtung
- Fernmeldeeinrichtungen
- Bedienungsvorrichtungen wie Schalter, Klingel, Toilettenspülung etc.
Eine Barrierefreie Wohnung finden
Bevor man mit der Suche nach einer Wohnung ohne Barrieren beginnt, sollte man gut überlegen, ob sich eine Umrüstung des alten Zuhauses rentiert. Manchmal reichen auch schon kleine Umbauten, die es ermöglichen in vertrauter Umgebung wohnen bleiben zu können. In jedem Fall verbessert eine behindertengerechte Wohnung die Lebensqualität und Selbstständigkeit von behinderten und alten Menschen ungemein. Bei der Wohnungssuche ist besonders darauf zu achten, dass es keine Schwellen und andere Hindernisse gibt, die im Alltag Probleme bereiten können. Es gibt mittlerweile in größeren Städten und Ballungsräumen Makler, die sich aufgrund der steigenden Nachfrage speziell auf barrierefreie Immobilien spezialisiert haben. Im Internet kann man auf Immobilienportalen gezielt nach „Wohnung barrierefrei“ suchen und erhält dann barrierefreie Immobilien, die ebenerdig liegen oder dank Aufzügen oder Rampen leicht für Rollstuhlfahrer zu erreichen sind.
Barrierefrei bauen und altersgerecht modernisieren - inkl. Arbeitshilfen online (Haufe Fachbuch)
Für einen barrierefreien, altersgerechten Wohnraum: Das Buch visualisiert mit Zeichnungen alles zu Normen und Bauvorschriften für einen behinderten- und Senioren geeigneten Neu- oder Umbau und gibt Ihnen fachmännische Hinweise zur Fehlervermeidung.
Barrierefreie Küche und Esszimmer
Wenn Hängeschränke oder Arbeitsflächen auf üblicher Höhe montiert sind, liegen sie meist außerhalb der Griffhöhe von Rollstuhlfahrern. Wichtige Küchenutensilien sollten am besten für alle erreichbar in Bodenschränken gelagert werden und auch eine Arbeitsfläche in Sitzhöhe vorhanden sein. Je nach Art der Behinderung, sollte die Küche auch vollständig an die jeweiligen Bedürfnisse der Person angepasst werden und die Küche barrierefrei geplant bzw. umgebaut werden. Verschiedene Hilfsmittel für die Küche sowie Esshilfen und Trinkhilfen ermöglichen die Barrierefreiheit in der Küche und beim Essen.
Barrierefreies Bad
Das Badezimmer barrierefrei zu gestalten erfordert meist einen aufwendigeren Umbau als in anderen Räumen. Herkömmliche Toiletten, Waschtische, Duschen, und Badewannen stellen große Barrieren da, allerdings findet sich für jede Anforderung mit etwas Planungsaufwand im Vorfeld eine Lösung. Spezielle Hilfsmittel für das Bad erleichtern die tägliche Hygiene für behinderte Menschen enorm. Ist beispielsweise ein ebenerdiger Duscheinstieg vorhanden, bietet das Bad eine gute Grundvoraussetzung für die barrierefreie Nutzung.
Barrierefreies Wohnzimmer und barrierefreies Schlafzimmer
Bei der Einrichtung des Wohnraums ist generell darauf zu achten, dass behindertengerechte und einfach zu erreichende Möbel vorhanden sind. Im Wohnzimmer und Schlafzimmer gilt ebenfalls die Erreichbarkeit aller Schränke als wichtiges Kriterium für die Barrierefreiheit. Auch vorhandene Technik wie Fernseher, Telefon, Anlagen, Schalter etc. sollten ohne Probleme am besten über Fernsteuerung handhabbar sein. Ein Krankenbett oder Pflegebett gehört zu einem top ausgestatteten Schlafzimmer, da es den Ein- und Ausstieg erleichtert und durch automatische Höhenverstellbarkeit vieler Modelle sowie die besonders ergonomische Form ein selbständiges Zubettgehen ermöglicht.